Beispiel 10: Inkontinenz

Nach dem Wasserlassen gibt es noch so eine Art „letzten Tropfen“, der eine gewisse Zeit später herauskommt, wie auch der auf Männer bezogene Spruch verdeutlicht: „Da kannst du schütteln mit Getose, der letzte Tropfen geht in die Hose.“ Das ist zunächst in einem gewissen Maß ein ganz natürliches Phänomen des Körpers, das auch ganz natürlichen Schwankungen unterliegt. Bei manchen Menschen kann das zu einem Zwangsverhalten führen, weil sie befürchten, schlecht zu riechen oder dass man es sehen könnte. Das Zwangsverhalten besteht z.B. darin

Wenn dieses Zwangsverhalten ausufert und immer größeren Raum im Denken und Verhalten des Betroffenen einnimmt, verstärkt sich das Problem immer weiter, bis es schließlich zu dem wird, was man als „Inkontinenz“ bezeichnet.

Dies ist ein Beispiel für ein besonders heikles Thema, das von den Betroffenen möglicherweise aus Scham verborgen wird.

Dies ist aber gleichzeitig auch ein Beispiel dafür, wie ein eigentlich ganz natürliches und keineswegs irgendwie krankhaftes Phänomen als Problem angesehen wird und sich dann durch die Problemlösungsversuche so weit verstärkt, dass es krankhaft wird. Für dieses Muster gibt es zahlreiche weitere Beispiele, weshalb ich es als eigenes Erklärungsmodell herausstellen möchte, obwohl es eigentlich ein Spezialfall von Erklärungsmodell 1 ist:

nächstes Kapitel: Die krankhafte Verstärkung natürlicher Phänomene des Körpers (Erklärungsmodell Nr. 1a)