Energiestau bzw. nicht ausgedrückte Energie

Sehr allgemein kann man sagen, dass der Mensch von einer inneren Energie angetrieben wird, bestimmte Dinge zu tun und in seinem Leben bestimmte Wirkungen zu erreichen. Von Mensch zu Mensch unterscheidet es sich, was der Einzelne mit seiner Energie anfangen möchte und welche Wirkungen erzielt werden sollen. Wenn ein Mensch „die für ihn richtigen Dinge“ tut, dann erfährt er „Erfüllung“. Tut er das nicht, dann kommt es zu einer Reihe von Krankheitserscheinungen.

Abstrakter ausgedrückt betrachte ich den Menschen als Quelle einer Energie, die sich fortgesetzt auf eine individuelle Weise ausdrücken muss, um Erfüllung zu erfahren. Wenn ein Mensch seine Energie nicht auf die ihm gemäße Weise einsetzt, kommt es zu

  1. Depression
  2. ADHS
  3. Sucht
  4. Amokläufen

Ich weiß, dass ADHS und Depression als komplexe biochemisch detailliert untersuchte Krankheiten gelten, aber die eigentlichen Ursachen sind tatsächlich genauso einfach, wie ich sie im folgenden darstellen werde und das lässt sich auch überprüfen:

Depression entsteht, wenn ein Mensch es sich (aus welchen Gründen auch immer) versagt, das zu tun, was er eigentlich gern tun möchte. Depression ist ein destruktiver innerer Stau nicht ausgedrückter Energie. Der Grund, warum Menschen aus ihrer Depression allein nicht herausfinden, besteht darin, dass sich die negativen Gefühle einer Depression zunächst verstärken, wenn sie beginnen, das für sie Richtige zu tun. Es erscheint dann so, als sei es das Falsche. Das ist aber der natürliche Heilungsweg im Fall einer Depression. Für Depression gilt: Psychopharmaka verbauen den natürlichen Heilungsweg.

Ich habe selbst sehr starke Formen von Depression erlebt und auch überwunden. Depressionen können sich auch zu Angst-Psychosen weiterentwickeln.

In Gesprächen zwischen depressiven und gesunden Menschen kann man beobachten, wie sie immer wieder auf Differenzen über Sätze wie „Jeder Mensch ist seines eigenen Glückes Schmied“ stoßen. Viele depressive Menschen würden Sätze wie diesen vehement verneinen. Interessant ist das deshalb, weil Menschen ohne psychologische Vorkenntnisse immer wieder genau zum Kern des Problems vordringen, ohne sich dessen bewusst zu sein.

Depression entsteht, wenn Menschen – aus welchen Gründen auch immer – glauben, keine Macht über ihr Leben und ihre Erfahrungen zu haben. Depression ist die Folge geistiger Ohnmacht.

Bei Kindern kommt es im gleichen Szenario tendenziell eher zu ADHS als zu Depression. Bei ADHS strebt die nicht ausgedrückte Energie unkontrolliert nach draußen und es kommt zu den für ADHS typischen zuckenden Bewegungen. Diese Behauptung ist noch leichter zu überprüfen als meine Behauptung bzgl. Depression, indem man Kindern die Aktivitäten anbietet, die sie wirklich begeistern und sie dann auf diese Weise immer mehr auslastet. Die ADHS-Symptome werden schneller verschwinden, als sich die meisten Menschen vorstellen können. Für ADHS gilt wie für Depression, dass Psychopharmaka den natürlichen Heilungsweg verbauen. Bei Kindern, die bereits von hohen Medikamentengaben abhängig sind, muss eine behutsame schrittweise Reduzierung der Psychopharmaka erfolgen, während ihnen zunehmend entsprechende Aktivitäten angeboten werden.

In meiner Vorstellung sehe ich eine Einrichtung für ADHS-Kinder, wo diese Kinder regelmäßig nach der Schule hingehen. Dort bietet man ihnen die verschiedensten Aktivitäten an, um herauszufinden, worauf sie anspringen und ihnen dann zu zeigen, wie sie ihre Energie konstruktiv einsetzen können.

Aus starken Depressionen können sich destruktive Tendenzen entwickeln. Sie erscheinen zunächst als sporadische Gedanken. Was weiter daraus wird, hängt davon ab, wie stark der Betroffene auf die Gedanken einsteigt. Destruktive Tendenzen, sind ein negativer Ausdruck der nicht ausgedrückten aufgestauten Energie. Am häufigsten äußern sich destruktive Tendenzen als Selbstverstümmelungshandlungen bis hin zum Suizid. Aber auch Amokläufe erwachsen als destruktive Tendenz aus einer Depression. Die aufgestaute Energie setzt sich schlagartig frei. Der Betroffene empfindet ein Gefühl der Befreiung bis hin zu einem Rausch. Die Befreiung der aufgestauten Energie wird als solche Erleichterung empfunden, dass Amokläufer im Moment ihrer Tat das Gefühl haben, genau das Richtige zu tun.

Neben destruktiven Tendenzen gibt es im Zusammenhang mit Depression noch manische Phasen. Manische Phasen müssen von destruktiven Tendenzen unbedingt unterschieden werden, denn sie stellen einen positiven, wenn auch unkontrollierten Ausdruck der blockierten Energie dar. Sowohl destruktive Tendenzen als auch manische Phasen sind eine explosionsartige Freisetzung der unter starkem Druck stehenden Energie. Man kann sich das wie einen unter Druck stehenden Kessel vorstellen, in dem ein Riss entsteht oder ein Ventil undicht wird, woraufhin der Druck mit großem Getöse entweicht. Aber während sich destruktive Tendenzen auf Zerstörung richten, repräsentieren manische Phasen den positiven Ausdruck der individuellen Energie. Da sich die Energie in manischen Phasen aber unkontrolliert und heftig äußert, löst sie im Umfeld der Betroffenen Angst, Befremden und Unsicherheit aus, was wiederum zu negativen Reaktionen führt. Und das ist insofern fatal, als die eigentlich positive, fördernswerte Äußerung dann zu einem negativen Feedback führt und dazu, dass die Betroffenen ihre Energie noch stärker unter Verschluss zu halten versuchen.

Die Gründe für die stetige Zunahme von psychischen Krankheiten wie Depression und ADHS sind gesellschaftlicher Natur. Sie liegen in einer Gesellschaft, die den Einzelnen nicht lehrt, das zu leben, was ihn begeistert, sondern sein Leben am Geld verdienen und lästigen Verpflichtungen auszurichten.

Sucht hat grundsätzlich die gleichen Ursachen wie Depression, sie stellt aber einen anderen Umgang mit der nicht ausgedrückten Energie dar. Man könnte auch von einer Verhaltensalternative zur Depression sprechen. (So ist es zum Beispiel zu erklären, dass Menschen, die sich das Kaffeetrinken abgewöhnen, zu Depressionen neigen.) Sucht bedeutet Ersatzbefriedigung. Die unerfüllte Psyche greift auf geistige und körperliche Freuden zurück, die jederzeit leicht erreichbar sind: Essen, Rauchen, Alkohol, Beziehungen, Sex, Computerspiele, Internet usw. Sucht bedeutet, dass das Suchtmittel über „sein natürliches Maß“ hinaus in Anspruch genommen wird. Das führt zu negativen Wirkungen in Körper und Psyche und stellt mein drittes Erklärungsmodell dar:

nächstes Kapitel: Ungleichgewicht durch Sucht (Erklärungsmodell Nr. 3)